Freitag, 7. Juni 2013

Myanamar - Land der goldenen Tempel

Mingala ba aus Myanmar!

Wir sind mittlerweile gut in Koh Chang in Thailand angekommen und heute regnet es zur Abwechslung einmal, was nach den letzten Wochen tropischer Hitze sehr angenehm ist und mir die Zeit gibt, endlich von unserer Reise durch Myanmar zu berichten.

Das Land der goldenen Tempel ist trotz zunehmendem touristischen Einfluss an vielen Ecken  noch immer eine ganz eigene Welt für sich - nur hier tragen alle Männer karierte Röcke, die sog. longyi, und die Burmesen kauen dauerhaft Betelnüsse, was ihre Zähne rot-schwarz färbt und deren blutroter Saft gern, geräuschvoll und schamlos auf die Straße gespuckt wird. Besonders beliebt bei Mann wie Frau ist zudem thanaka, eine gelbe Paste, mit der man sich vor allem das Gesicht schminkt, weil das "beautiful, cool and healthy" ist. Auf unserer abenteuerlichen Reise haben wir wirklich hunderte goldene Pagoden, Stupas und schöne Tempel gesehen, die Leute sind hier alle sehr fröhlich, offen und glücklich, obwohl es dauert, bis man sich  von den letzten Jahrzehnten Militärdiktatur und der Isolation erholt hat. Auch wenn es hier noch kein McDonalds oder Starbucks  (wir sehen das wohl eher als Vorteil als mancher Einheimischer) und noch immer eine schlechte Infrastruktur gibt, so hat sich dennoch viel getan in letzter Zeit. Wir konnten das Land komplett und mit teils luxuriösen Bussen bereisen, es sprießen ATMs aus dem Boden und die neue Welle von Touristen, die mittlerweile alle leichter ein Visa bekommen, führt leider auch hier viel zu schnell dazu, dass die Preise der teils wenigen Hotels in kürzester Zeit immer mehr in die Höhe schnellen und man an mehreren Orten nur mit "Hello, Money!" angesprochen und mit Postkarten verkaufenen Kindern überschwemmt wird. Dennoch haben wir uns oft wie auf einer Zeitreise gefühlt und in diesem faszinierenden Land von 135 verschiedenen Volksgruppen mit unzähligen Sprachen so viel wie möglich von der komplexen Geschichte und Kultur Myanmars aufzusaugen. Trotz Regenzeit hatten wir unheimlich viel Glück mit dem Wetter, es war zwar immer unsagbar heiß, aber wir hatten keinen einzigen Regentag und dafür den Vorteil, dass alle Hotels und Restaurants fast leer waren und wir Bagan und all die schönen Orte nie mit jemandem anders teilen mussten. Zu unserer Überraschung und Freude standen auch unsere Mägen keinem Erlebnis im Wege!

Unser Auftakt der Reise in Yangon, der (nur heimlichen!) Hauptstadt war nun ja… pompös. Direkt am ersten Tag wollten wir unseren Tempelmarathon mit der berühmten Shwedagon Pagode beginnen, wobei uns vorher niemand gesagt hat, dass gerade ein Vollmondfest stattfindet. Der Menschenauflauf beim Wahrzeichen Yangons glich daher einem Volksfest, da neben uns irgendwie einzigen Touristen tausende Einheimischer mit ihrem Picknickkörben die ewig lange Treppe zu der mit goldenen Pagoden übersäten Tempelanlage geströmt sind. Bei uns strömte nur der Schweiß, bei der Hitze und in den schiebenden Menschenmassen fühlen wir uns kurz wie vor dem Kollaps, aber wir wurden mit einem einmaligen Erlebnis belohnt. Wir konnten uns gar nicht sattsehen, wie die Menschen zur Feier des Tages Wasser auf die Buddha-Statuen unter dem Baum der Erleuchtung warfen und zu Scharen in jeder Ecke zelebrierten und picknickten. Nach diesem Tag waren wir verbrannt, dehydriert, unsere Füße schwarz, aber sehr glücklich. 
Nach zwei Tagen voller Erlebnisse in der Tag wie Nacht pulsierenden Stadt Yangon (die Stadt fühlt sich oft an wie ein einziger Markt) und leckerem Streetfood ging es weiter "on the road to Mandalay". 

Die Stadt Mandalay mit ihrem großen ehemaligen Königspalast hat uns im Allgemeinen etwas weniger gefallen, aber wir haben dort einen sehr schönen Tagesausflug gemacht. Auf einem Pickup ging es für kein Geld der Welt einen langen Tag zu all den Highlights um Mandalay herum. Wir haben die Mahamuni-Pagode mit der berühmtesten Buddha-Statue des Landes besucht, die so verehrt wird, dass sie eine 6 Zoll dicke Blattgoldschicht trägt (Frauen waren jedoch "prohibited", denn Buddha mag das weibliche Geschlecht nicht in seiner Gegenwart). Weiter ging es stadtauswärts gen Amarapura, entlang des großen Flusses in vielen schönen Pagoden und Tempeln (z.B. Sagaing) mit ewig langen Aufstiegen, aber tollem Ausblick auf die mit goldenen Stupas übersäten Hügel. Wir haben unzählige Buddha-Statuen-Werkstätten und Weberei entlang der Straße gesehen sowie die durch Flüße abgeschnittene ehemalige Hauptstadt Ava. Dort ging es mit der Pferdekutsche durch malerische Landschaft und zu sehr beeindruckenden, alten Tempelanlagen wie das Ok Kyaung und einem sehr alten Teakholz-Kloster Bagaya Kyaung, während der kleine Sohn des Kutschers mit mir angry birds gespielt und mir zuckersüß alles stolz wie Bolle um uns herum gezeigt hat. Am Abend sind wir noch ein Stück über die berühmte U-Bein-Brücke bei Amarapura flaniert. Nach einer nächtlichen Bettwanzen-Attacke haben wir am nächsten Tag den leeren Königspalast, um den tausende Soldaten stationiert sind, und der Pagode auf dem Mandalay-Hill mit Rundum-Blick über die Stadt einen Besuch abgestattet. Auf der folgenden Busfahrt nach Bagan konnten wir die kleinen, abgeschiedenen Dörfer und Hütten entlang der Straßen beobachten und die Stopps an den "Raststätten" waren ein Highlight für sich (von manch einem die Divise: nichts-essen-nichts-trinken-nicht-auf-Toilette). Bei Vollmond mit Blick auf die ersten Pagoden ging es nach gelungener Abwehr der Pferdekutscher-Abzocker nach Neu-Bagan, wo wir ein wundervolles Hotel direkt neben einer Pagode bezogen haben - inklusive Lautsprecherbeschallung für die nächsten Tage. Bagan haben wir mit dem Fahrrad die nächsten zwei Tage erkundet, sind von früh bis spät auf die Pagoden mit ihren teils atemberaubenden Aussichten geklettert, haben auf einer Flussfahrt einen beeindruckenden Höhlen-Meditations-Tempel aus dem 12.Jahrhundert besucht und abends die Sonnenuntergänge von den hohen Pagoden geschafft nach so viel Sonne und Eindrücken genoßen. Bagan hat unsere Erwartungen erfüllt und übertroffen, das Meer der tausenden Pagoden war wirklich ein Highlight auf unserer Reise und eine einmalige Aussicht!

Bei der kurvigen Busfahrt zu unserem letzten Stopp, dem Inle-See, haben sich die Mönche vor uns kaputt gelacht über die GZSZ-mäßigen Tele-Soaps, mit denen man uns zur Abwechslung nach sonst ganz viel schlimmer chinesischer Karaoke beschallt hat - auf diesen Busfahrten lernt man viel über die Leute und kann herrlich beobachten! Den Inle-See haben wir mit einer Bootstour erkundet, wobei die Sonne so geknallt hat, dass wir uns modisch sehr gewagte, riesige Sonnenhüte vor der Abfahrt gegönnt haben. Entlang der beeindruckenden schwimmenden Gärten von Kela (Tomatenanbau auf dem Wasser!) und den mit dem Fuß rudernden Fischern ging es zu einem Dorf mit Häusern auf Stelzen mitten auf dem See. Auch die Region der Shan ist bekannt für ihre exquisiten Webereien, so werden hier Fäden sogar aus dem Inneren des Stiels von Lotuspflanze gewonnen, eine einmalige und sehr beeindruckende Technik! In dem Dorf wurde auch an einer Silberschmiede und bei Frauen mit lang gestreckten, Goldketten-besetzten Hälsen (sog. Longnecks/ Langhälse) angehalten. Wir haben noch einen Abstecher zum Pagodenwald bei Inthein gemacht und im Kloster mit den springenden Katzen lümmelten wirklich über all kleine Felltiger, aber keine schien motiviert oder agil :)
Da uns der Po noch von den Radtouren in Bagan noch so schön brannte, ging es am nächsten Tag noch einmal mit dem Rad zu den Hotsprings (wer will bitte bei 35Grad feuchter Hitze in heiße Quellen?!), zu einem hochgelegenen Waldkloster mit toller Sicht über den See (da waren wir dann kurz vorm Kollaps) und auf ein Weingut, welches von einem Deutschen geführt wurde (1. Kartoffelsalat nach über 6 Monaten - für uns himmlisch, objektiv maximal Durchschnitt). 
Den letzten Tag haben wir dann noch einmal in Yangon verbracht, wo wir den (recht enttäuschenden) Centralmarket besucht haben und am nächsten Morgen ging es in den Flieger nach Bangkok. Myanmar war eine abenteuerliche, sehr heiße und beeindruckende Reise mit unheimlich freundlichen Menschen und vielen einmaligen Eindrücken, wonach uns Bangkok eher wie ein westliches Atlanta oder so vorkam :) Leider finden wir auch auf Koh Chang kein Internet mit einer brauchbaren Uploadgeschwindigkeit, so dass wir nach mehreren Tagen und Versuchen leider noch immer keine der schönen Fotos hochladen konnten. Wir hoffen, dass wir bald irgendeine Möglichkeit auf unserer weiteren Reise finden und denken an alle in Deutschland im Hochwasser und hoffen, dass keiner direkt von der Flut betroffen ist! Liebste Grüße aus dem Strandbungalow auf Koh Chang!


Abendstimmung in Bagan




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen