Donnerstag, 27. Juni 2013

Laos - Vang Vieng & Luang Prabang

Hallo Welt, wir schicken ganz viele Grüße aus Luang Prabang, wo es so schön ist, dass wir hier  ein paar Tage entspannt verweilt haben. Bevor es morgen auf eine abenteuerliche, mehrtägige Reise mit Booten und Bussen durch den Norden Laos' bis nach Sa Pa in Vietnam geht, hier ein kurzer Bericht unserer letzten Etappe von Vientiane bis nach Luang Prabang.
Vor der Abreise aus Laos' Hauptstadt sind wir noch einmal zum COPE Visitor Center geradelt, welches mit einer beeindruckenden Dokumentation und anhand viele persönlicher Schicksale über die schockierende und lang verschwiegene Geschichte der Bombadierung aufklärt. Die USA haben über 9 Jahre lang 270 Millionen "Bombies" in Laos abgeworfen, von denen allerdings 30% nicht explodiert sind, so dass das Land (vor allem im Osten) mit über 80 Millionen explosiven Bomben übersät ist. Die Beseitigung ist unheimlich teuer, langwierig und schwer, vor allem die ärmeren Regionen leiden unter den Einschränkungen für die Feldarbeit, den vielen Bombenopfern und der fehlenden medizinischen Versorgung.  Vor allem die Landbevölkerung begibt sich durch den Verkauf des Metalls (wobei sie die Bomben mit billigen Metalldetektoren aus Vietnam aufstöbern) in dauerhafte Lebensgefahr. Dass kein Land der Welt jemals so vermint wurde, haben die USA lange verschwiegen und der Schaden für Generationen von Laoten sowie für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind dramatisch. Laos ist nach Kambodscha das zweite Land, welches wir bereisen, was noch immer und tagtäglich mit den überresten (Landminen und Bomben) eines Krieges kämpfen muss...
Mit einem kleinen Bus ging es nach unserem Besuch im COPE Visitor Center 7 Stunden durch die immer bergigere Landschaft bis nach Vang Vieng. Ursprünglich bekannt ist Vang Vieng für das "tubing", wo sich hier jahrelang völlig betrunkene, hemmungs- und respektlose Backpacker den Mekong auf LKW-Reifen runtergestürzt haben. Entlang des Flusses gab es an jeder Stelle Drogennachschub für jeglichen Bedarf und nach zu vielen Todesopfern, internationalem und nationalem Druck wurde das gesamte "Tubing"-Business letzten Sommer in einer Razzia einfach dem Erdboden gleich gemacht. Nun ist Vang Vieng wieder ein kleiner, idyllischer Ort inmitten der für diese Region so typischen Karst-Landschaft. Unser Bungalow außerhalb des Ortes hatte einen fantastischen Blick auf die Berge, aber der Regen hat die darauffolgenden Tage die Sicht etwas verdeckt. Wir haben mit einem Klappermoped die Landschaft rund um Vang Vieng erkundet, wo es viele Höhlen, Reisfelder und Badestellen gibt. Allerdings haben wir auf unserem Weg zur blauen Lagune immer mal in kleinen Dörfern unter einem schützenden Wellblechdach angehalten, wenn der Regen zu stark wurde, so dass wir nie wirklich weit kamen. So haben wir das abgeschiedene Dorfleben miterlebt, ich hab verzweifelt versucht, die beeindruckenden Webtechniken zu verstehen (mein Web-Versuch kann komplett unerwähnt bleiben), wir haben Kinder, Kühe und Hochzeiten im Regen beobachtet, nett geplauscht, so weit das möglich war, bis es dann durch den Monsun ging. Unser schweißtreibender Spaziergang durch die schlammigen Reisfelder wurde trotz hoher Motivation und Kreativität beim Überqueren mancher Hindernisse letztendlich doch von den Wasserströmen gestoppt, wo laut Karte eigentlich Wege sein sollten.
Das Essen war nach wie vor geprägt von extremen Hoch und Tiefs kulinarischen Raffinesse, aber wir nehmen es mittlerweile mit Humor und ansonsten einfach ein belegtes Baguette :) In kolonialen Laos sind übrigens genauso viele sprachlich ignorante Franzosen wie in Kambodscha, sehr gern beobachten wir ihre französischen Redeschwalls beim Essen, Wäsche abgeben oder sonstigen Informationsaustausch, der oft sehr einseitig stattfindet - die Klisché-Keule schwingt auch hier bei vielen Begebenheiten sehr zuverlässig :)
Ansonsten haben wir viel gelesen und entspannt, während in Vang Vieng der Regen nur so vom Himmel viel…
Auf einer bergigen, abenteuerlichen Fahrt ging es bei Regen, hohem Adrenalinspiegel bei manch einem riskanten Überholmanöver und mal wieder arktischen Bustemperaturen bergauf und -ab bis nach Luang Prabang. Dieses kleine Städtchen (ehemalige Hauptstadt mit Königspalast) mit einer hübschen Mischung aus laotischer und europäischer Architektur wurde 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und wir haben uns auf der Halbinsel zwischen den mittlerweile sehr mächtigen Mekong und Nam Khan pudelwohlgefühlt.
Der Regen hat nun seit zwei Tagen auch nachgelassen und in der Stadt gibt es viel zu erleben. Ich habe einen Tag an einem laotischen Kochkurs inklusive Marktbesuch teilgenommen - eine ganz neue Welt von Gemüse, Gewürzen und Gerichten hat sich mir eröffnet und meine erst Investition zu Hause wird wohl neben einer neuen Brille ein Wok sein. Hanni hat ein paar Gerichte am Nachmittag verköstigt und ich habe ihm von Wasserbüffelhaut, Bananenblüten, aufgeweichtem Bambus und Choko-Gemüse erzählt. Während des Kurses habe ich auch zwei nette Amerikanerinnen kennengelernt, mit denen wir gestern einen Ausflug zum Wahrzeichen Luang Prabangs gemacht haben - den Kuang Si Wasserfällen. Nach einem kurzen Besuch in einer Bären-Rettungsstation ging es entlang der mit türkisem Wasser überfluteten Terrassen bis zum höchsten Wasserfall. Die Wege waren alle rutschig, matschig und schlammig, so dass wir "Aboriginies" barfuß die steilen Pfade bis zum höchst möglichen Aussichtspunkt geklettert und geruscht sind - wenn schon, denn schon… Allerdings haben wir nach Blick auf unsere Schlammschuhe die Trekkingtour zu einem Bergvolk auf Vietnam verschoben.
Abends habe ich noch an einem sehr professionellen, schweißtreibenden und herausfordernden Yoga-Kurs teilgenommen, wo ein Yoga-Meister in einem ehemaligen Klostergebäude wirklich jeden Muskel von mir gefordert hat - es hat trotz allem so gut getan, dass Hanni und ich heute noch einmal hingehen werden.
Der "Nightmarket" ist hier auch weniger ramschig und aufdringlich, so dass wir gebückt unter den viel zu niedrigen Zelten abends gern durch die Innenstadt "schlendern".
Nach langer Lektüre über die Vor- und Nachteile von "Volunteering" (Freiwilligenarbeit) hier in Laos habe ich vor 3 Tagen am "Big Brother Mouse Project" teilgenommen. Bücher sind in Laos noch immer selten, schwer zu bekommen und vor allem Kinder haben kaum Zugang zu Kinderbüchern oder Büchern, um mehr ihr Land und ihre Kultur kennenzulernen. In diesem Projekt werden Bücher gedruckt, in entlegene Dörfer verteilt und Buchparties organisiert. Zudem können Kinder morgens und abends ins Big Brother House kommen, um mit Englisch sprechenden Reisenden für 2 Stunden Englisch zu sprechen, um sich in englischer Konversation oder sonstigen Sprachhürden zu üben. Wir hatten Amerikaner getroffen, die uns von den enthusiastischen Kindern erzählten, so dass ich selbst gern an so einem Abend teilnehmen wollte. Ich habe mit einem 16-jährigen, wirklich winzigen und sehr ehrgeizigen Laoten geübt, der mir viel über sein Leben mit 6 Geschwistern inmitten von Reisfeldern erzählte. Die Kultur- und Lebensunterschiede hätten wohl kaum größer sein können, aber so haben wir viel über den jeweilig anderen gelernt und immer mehr Kinder gesellten sich zu uns. Da er noch nie außerhalb von Luang Prabang war, war es gar nicht so leicht, etwas für ihn spannendes zu erzählen - dass wir in Deutschland keine Reisfelder, Ananas-, Mango-, Bambus- oder  Bananenfelder haben hat bei allen pures Entsetzen und Mitleid ausgelöst, auch sonst waren eher Angelgeschichten aus Neuseeland spannend und die Frage, warum ich noch keine Frösche gegessen habe. Voller Eifer, Ehrgeiz und mit seinem Traum, einmal Englischlehrer zu werden, hat er sich so viel Mühe beim Reden gegeben (was für sie hier so schwer ist wie ungefähr für uns Laotisch oder die Sprache seines Bergvolkes zu lernen) und er wollte endlich verstehen, wie genau doch alle Vergangenheitsformen im Englischen gebildet werden. Ich habe in der nächsten Stunde aus der Tiefe meiner Schulzeit alle Formen herausgekramt, aber der Beginn meiner Erklärung der einfachen Vergangenheitsform mit dem Beispielsatz "I ate 4 apples (Ich aß 4 Äpfel)" hat nur totales Unverständnis und Ahnungslosigkeit auf die Gesichter der Jungs gezaubert. Nach vielen Erklärungen habe ich vollends an meinen pädagogischen Fähigkeiten gezweifelt, bis einer der Schüler aufgeschrieben hat, ob ich denn so etwas ähnliches meine wie: "I ate sticky rice in a bamboo tube"? Ich musst innerlich so schmunzeln, dass sie die ganze Zeit verstanden hatten, wie man die Vergangenheitsform von "ich esse" bildet, aber einfach keine Äpfel kannten! Daher wurde dann alle möglichen Formen der Vergangenheit immer mit dem schönen Beispiel des klebrigen Reis' in einem Bambusrohr gebildet. Als ich am nächsten Tag beim Kochkurs selbst das erste Mal richtigen "sticky rice" in einer "bamboo tube" gegessen habe, musste ich lachen :)
Ansonsten haben wir in Luang Prabang alle existierenden Märkte abgeklappert, um mal wieder Flip-Flops für Hanni zu finden. Das endlose Drama, Teil 5 in Laos. Auch wenn immer alle Verkäufer ganz zielsicher seine Füße in die 42, das größte, was es meistens gibt, stecken wollen, so haben wir selbst die hartnäckigsten "same, same, but different"-Verkäufer überzeugen können, dass das nichts wird. Barfuß und mit hängendem Kopf sind wir nach einer langen Tour wieder im Stadtzentrum angekommen, wo wir dann von einem deutschen Reisenden seine ausgelatschten, geklebten, alten Fli-Flops geschenkt bekommen haben, weil er sich neue in passender Größe kaufen konnte. Die Geschichte plus Hannis hübsche Schuhe mit rosa Klebeband sprach sich rum unter den Reisenden, die wir hier trafen, so dass gestern eine Amerikanerin an einem Stand die Größe 46 fand und uns direkt alarmierte :)
So haben wir heute den hoch gelegenen Phousi-Tempel mit toller Aussicht auf die umliegenden die Berge erklommen, während man den ehemaligen Königspalast mit Ausstellungen aller möglichen Kuriositäten und Geschenken aus aller Herren Länder eh barfuß besuchen musste.
Heut Abend waren wir noch einmal beim Yoga und haben uns voller Freude schwitzend verrengt - wir haben vom Yogalehrer viel Lob bekommen, morgen ist der Muskelkater vorprogrammiert :)
Zum Abschluss von unserem Aufenthalt hier in Luang Prabang waren wir noch einmal laotisch essen und haben uns an Frosch (der wird hier im Ganzen serviert) und mit Hühnchen gefülltem Lemongrass (nicht anders rum!) probiert - sehr lecker!
Wir melden uns bald wieder, vielleicht sogar schon aus Vietnam,

Liebste Grüße aus Luang Prabang, Hanni & Cloudy

http://www.flickr.com/photos/walkabout-hannicloud/9149374333/in/set-72157634208441405/

Kuang Si Wasserfälle

Kathy & Cloudy beim laotischen Kochkurs

Wat Phousi

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