Freitag, 12. Juli 2013

Nord-Laos - von Nong Khiaw nach Vietnam

Nach einer rasanten 3-stündigen Schüttelfahrt mit dem Minivan über die holprige Straße entlang des Nam Om waren wir in Nong Khiaw angekommen. Um neben den Einnahmen mit den Touris, die gnadenlos durch den Van geschüttelt wurden, noch etwas dazu zu verdienen, hat unser Fahrer auf dem Weg wirklich jeden am Wegesrand eingesammelt, so dass von Mini-Mönchen bis zur Verkäuferin alles in unser "Taxi" zu- und ausgestiegen ist. In Nong Khiaw haben wir uns in der Riverlodge mit tollem Blick auf den Fluss bei Mr. Muang (und tausenden Mini-Ameisen, die es in Nong Khiaw wirklich an jedem Ort in in völlig unnötiger Fülle gibt) eingenistet und sind dann durch die kleine Stadt geschlendert, um bei seinem Freund zu essen. Nach dem leckeren Sweet-Sour-Chicken (was wir die Tage noch ca. 5 mal bestellt haben) wurden wir von den laotischen Freunden von Mr. Muang auf "Lao Lao"-Bier eingeladen. Wir haben ja schon viel gehört von der Trinkfreude der Laoten, aber je untouristischer unsere Reiseziele wurden, umso mehr wurden wir auf die Probe gestellt :) Aus dem Glas Bier aus Höflichkeit wurden ganze 8 Stunden im Sabai-Sabai-Restaurantgarten und alle anderen "Minivan-Leidensgenossen" haben sich bei uns eingefunden, bis niemand mehr genau wusste, wieviele der Unmengen an Bierflaschen seine sind... Da man die Touristen in Nong Khiaw alle an zwei Händen abzählen konnte und somit jeder jeden kannte, haben wir die Tage oft zusammen Ausflüge gemacht, abends gemeinsam gegessen und abenteuerliche Erlebnisse oder wertvolle Reisetipps ausgetauscht. Inmitten dieser gemischten Runden aus Iren, Spaniern, einem Holländer, Neuseeländern, einer Kanadierin und uns beiden haben sich immer die laotischen Freunde oder Familienangehörige von Mr. Muang gemischt, die sich dann für ca. 2 Stunden und 8 Bier dazugesellten. Das Trinksystem funktioniert hier wie folgt: man trinkt ohne Pause für ein paar Stunden und dann geht's ins Bett :) Dabei haben wir viel über die laotische Sprache, Kultur und ihr Denken gelernt, oft sehr interessant, manchmal gar nicht so leicht, wenn es zum Beispiel um die Rolle und Rechte der Frau geht... Da die Tage auch noch kanadischer Nationalfeiertag war, gab's weitere Feiergründe und nach 3 Nächten haben wir sowohl in dem Restaurant als auch in der "only and best bar in town" alle Biervorräte aufgetrunken. Zudem wurde kostenloser Bananen-Whisky gereicht und die Disko-Bar wollte sogar nachmittags für uns öffnen - die Musik darf man zudem selbst "youtuben". Aber es wurde nicht nur gefeiert, wir haben auch alle einen tollen Trip in ein entlegenes Dorf am Nam Om Fluss gemacht, von wo wir durch die Reisfelder zu einem Wasserfall getrekkt sind. Leider waren die schmalen Pfade die totale Schlammwüste, da es die Tage zuvor so stark geregnet hatte - so eine Matschwanderung haben wir noch nie gemacht, es war so glitischig-rutschig, dass wir alle geschliddert sind trotz Bambus-Wanderstock und die Mischung aus Schlamm und Wasserbüffelscheiße war eigentlich dauerhaft knöcheltief, aber wir haben es geschafft :) Die bei den Bedingungen so verbreiteten Blutegel waren zum Glück nicht ganz so schlimm wie befürchtet, aber als ich "Cloudy, you are bleeding" hörte, war es doch schon etwas Konfrontationstherapie für mich - zumindest war keiner mehr zu sehen, er hatte schon fertig gegessen... Nach einem leckeren Lunch mit sticky rice und verschiedenen Pasten im Bambusrohr und einem kurzen Spaziergang durchs Dorf ging es mit dem Kanu zurück nach Nong Khiaw und der Fluss hatte manch einige raue Passagen mit Strömungen, Stromschnellen und Nervenkitzel - nur eins von vier Kanus ist gekentert :D Ansonsten sind wir noch zur Tam Phatok Höhle geradelt, die als Versteck während des Indochinakrieges diente. Begleitet wurden wir dabei von Kindern, die alle vor der Höhle spielten und uns dann alle Highlights plus Akustik der Höhle zeigen wollten.
Nach 3 schönen Tagen voll mit Mr. Muangs unzähligen euphorischen Satzanfängen ("Lucky youuuu", "I have good news my frieeend", "No problem", "I have a friend to help", etc.) hatten wir das Glück, dass ein "public slow boat" bis nach Muang Khua gefahren ist, denn in der Regensaison und auf dieser eher untouristischen Fluss-Route gen Vietnam fahren aufgrund Passagiermangels oft keine Boote in den Norden und viele bleiben dann hier stecken... Aber zusammen mit ein paar Laoten, die in den Dörfern immer zu- und ausstiegen sowie vielen Kisten für die Dorfbewohner am Fluss ging es auf eine 6-stündige Fahrt bis nach Muang Khua. Eine kleine Familie hat das Boot betrieben und während der Vater fuhr, ist die Mutter an jeder Dorfhaltestelle mit den Paketen ins Dorf gerannt. Der kleine süße Sohnemann hat dafür 6 Stunden lang durchgegessen und 5 mal vom Boot gepullert. Besonders mit seiner vollgepieselten "Gangnam-Style"-Jeanshose war er wirklich sehr entzückend. In dem Boot gab es Autositze als bequeme Deluxe-Variante der sonst winzigen Holzschemel und so konnten wir entspannt die wundervolle Sicht auf den Dschungel, die vielen kleinen Dörfer, ihre Bewohner und Fischer am Ufer sowie die unzähligen Wasserbüffel genießen. Nach einer tollen Fahrt, in der wir ausnahmsweise mal nicht dauerhaft um unser Leben gefürchtet haben, sind wir in Muang Khua, quasi in the middle of nowhere in Nord-Laos, angekommen. Zum Glück haben wir ein Guesthouse finden können und wollten am nächsten Morgen den Bus zur vietnamesischen Grenze nehmen... Hier sprach wirklich gar keiner mehr ein Wort Englisch, aber uns wurde 5.30 Uhr Abfahrt für den nächsten Morgen aufgeschrieben... Natürlich standen wir pünktlich an der vermuteten Kreuzung, aber als nach 3 Stunden Warten im Regen noch immer kein Bus auftauchte, wurden wir dann doch stutzig. Es stellte sich dann heraus, dass der Bus nur jeden zweiten Tag um 5.30 Uhr fährt, sonst erst um 11 Uhr. Naja, also haben wir weiter gewartet, bis 11.30 Uhr dann wirklich einer kam. Aber während der langen Wartezeit haben wir das frühe Marktgeschehen (hier geht alles so viel früher los als bei uns), die morgendliche Mönchsprozession sowie viele herrliche Szenen und Menschen beobachten können. Der Weg des Busses war natürlich mal wieder extrem kurvig, ansteigend und steil (was sonst...), der Fahrstil typisch und kein andere Tourist in Bus. Nach zwei Stunden sind wir an der laotischen Grenze angekommen und auch hier konnte kaum einer ein Wort Englisch. Gelacht wurde während der langen Wartezeit trotzdem viel und wir mussten von dem vielen Kaffee die Stunden davor alle so pullern, dass wir panisch um die Grenze gerannt sind (natürlich gab's hier kein Klo) und nicht wussten, ob wir lieber mal nen Pass zum Eil-Pullern mitnehmen sollten oder auf welchen Boden wir uns verewigen... Als wir unsere Pässe zurück hatten und die vietnamesische Grenzseite suchten, konnte uns keiner sagen, wohin wir laufen sollen und niemand verstand, was wir wollten. Nach weiterem Nachfragen war dann die herrliche Antwort "Vietnam? No have!". Irgendwann ging es dann mit plötzlich ca. 30 Vietnamesen mehr im Bus weitere 12km gen vietnamesische Grenze. Ganz akkurat wurde bei Rückgabe der Pässe immer der jeweilige Name aufgerufen und die Aussprache war so unverständlich-witzig, dass wir eine Tonaufnahme gemacht haben :) Nachdem wir einen Vietnamesen kurzer Hand an der Grenze vergessen hatten und der Bus ein Stück der Serpentinen rückwärts wiederhochgefahren war, sind wir mit vollständigem Übergepäck gen Dien Bien Phu gerast. Die anderen halb-pubertierenden Routine-Grenzgänger waren fassungslos von unserer Größe, es wurden Fotos gemacht, die Größe verglichen und auch sonst über alles von uns gefeiert. Zudem waren es wirklich so anstandslose Mitfahrer, die in einer Dreistigkeit in den Bus gerotzt, gebrochen oder gespuckt haben, zusammen mit dem Geruch und den vielen Leuten der erste Härtetest auf dem Weg nach Hanoi....

Aber zuerst hier die Fotos von Nong Khiaw und Muang Khua in Nord-Laos:


Blick von der Brücke auf Nong Khiaw


Der erklommene Wasserfall


Auf dem Weg durch die Reisfelder zum Wasserfall


Der lustige Anblick, als wir von der Tam Phatok Höhle zurück kamen

Auf dem Slow-Boot nach Muang Khua

Mönchsprozession morgens in Muang Khua

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen