Sonntag, 21. Juli 2013

"You not beep, you not go!" - Rückkehr nach Hanoi

Nach ein paar erholsamen und sonnigen Tagen in Hoi An, wo wir unser Gepäck und unsere Eindrücke etwas sortieren konnten, hieß es am Freitagnachmittag Abschied nehmen vom mittlerweile fast heimischen Strand An Bang, dem Café 43, wo wir fast immer gegessen haben und Su's Schneiderei, wo es bei jeder Gelegenheit 'nen Klaps auf den Allerwertesten gab. Bepackt mit unseren nun 20 Kilo extra "Trekkinggepäck" ging es mit dem Taxi auf eine rasante Fahrt gen Danang.

Abschied vom An Bang Strand

Während der hupenden Überholmanöver hat der Taxifahrer die vietnamesische Fahr-Philosophie auf den Punkt gebracht: "You not beep, you not go"... Direkt im nächsten Satz erwähnte er, wie viele Menschen täglich hier bei Unfällen umkommen, nicht verwunderlich! Nach der Ankunft am Bahnhof in Danang haben wir verstanden, was vietnamesischer Ferienbeginn für uns bedeutet - noch mehr Leute und Chaos :) Nach langem Warten zwischen Koffern und immer mehr Menschen haben wir uns dann endlich in die Masse zu unserem Zug einreihen, also schieben dürfen und auf unserem Gepäckwagen haben umstehende Vietnamesen gern alle noch ihre Tüten einfach aufgeladen. Nachdem wir ihn noch über die Schienen gehoben und zum Zug getragen haben, sind wir in unserem Abteil angekommen, was erstaunlicherweise nicht doppelgebucht war :) Unsere "soft mattress" war knallhart und zu kurz für uns, aber nach einer Stunde verzweifelten Suchens nach etwas Essbarem in den anderen Wagons haben wir realisiert, wie viel Glück wir mit unserem Abteil hatten! Der ganze Zug war überfüllt, die Gerüche waren anders extrem in jedem Abteil und überall drängelnde Menschen, die eine ewige Schlange vor dem einzigen Trolly mit Essen bildeten. Im Kampf um den letzten Reis wurden die Essensboxen so hoch wie möglich gestapelt und gehamstert. Nach langem Ausharren, mächtigem Getümmel in engen Gang der 3. Klasse, kurzen klaustrophobischen Schüben und mit Hilfe eines Englisch sprechenden Vietnamesen haben wir letztendlich doch noch etwas bekommen...juhuu!

Hanni hat es geschafft, im "Soft Bed" im Zug nach Hanoi etwas Schlaf zu finden

Nach 17 Stunden Fahrt haben wir Hanoi erreicht und wollten uns bei einem leckeren vietnamesischen Kaffee erholen. Auf Empfehlung unseres Hotels ging es mit Bestellung auf vietnamesisch in der Hand zu der Adresse, wir waren jedoch nach der Zugfahrt so durch den Wind, dass wir uns stattdessen in eine Bierbar gesetzt haben und einen Moment später 2 große Bier vor uns hatten :) Nach einem Koffein-Schock zwei Läden weiter haben wir gestern noch das sarkastisch als "Hanoi Hilton" bezeichnete Gefängnis für politische Gefangene und amerikanische Piloten während des Indochina- und Vietnamkrieges besucht. Da gab es u.a. auch Fotos von DDR-Bürgern und Ernst-Thälmann-Schülern, die Spielzeug und Kleidung für Vietnamesen während des Vietnam-Krieges gesammelt haben. Auf den Bildern haben auch wir manch unserer Spielsachen wiedererkannt und den umstehenden Besuchern von den Beziehungen der DDR zu Vietnam und unserer frühesten Kindheit berichtet. Sie haben uns nur völlig entsetzt wie Aliens angesehen und konnten nicht glauben, dass das unsere Herkunft sei, haha. Bis abends sind wir noch durch die Altstadt Hanois gelaufen, man entdeckt immer wieder neue Straßen, es wimmelt vor Leuten, Mopeds und Eindrücken. Gestern Abend sind wir platt wieder im Hotel angekommen und waren froh, dass wir nicht von einem Moped erwischt wurden.
Heute Morgen ging es früh raus, denn wir wollten noch so gern im Ho-Chi Minh Mausoleum einen Blick auf den balsamierten Ho-Chi Minh erhaschen. Da wir von den endlosen Schlangen und den Ho-Chi Minh verrückten Vietnamesen gehört hatten, wollten wir uns halb 8 anstellen und hatten uns mental auf "Beine in den Bauch stehen" eingestellt. Da unser fauler Taxifahrer aber nicht bis zum Eingang des Parks fahren wollte, irrten wir auf der Suche nach dem Eingang an den Absperrungen entlang. Beim ersten kleineren Durchgang wollte ich einen Polizist nach dem Eingang fragen, da wir nur die Schlange ohne Anfang im Inneren sahen. Er hatte gerade andere Leute vor uns wieder weggeschickt, aber er verstand mich nicht und nach kurzem Zögern hat er uns durchgewunken, denn er dachte wohl, wir wären Nachzügler der asiatischen Touri-Gruppe, die da mit Anmeldung und Sondergenehmigung gerade durchmarschiert  war (oder es war einfach mein Charme oder seine Angst vor uns komischen Riesen, haha). Erst als wir an der Hauptschlange bis kurz vor den Eingang vorbeigelotst wurden, realisierten wir unser Glück. Ohne Eintrittskarte ging es mit der Gruppe direkt zu Onkel Ho, der bewacht und wie eine Wachspuppe in seinem monumentalen Mausoleum zu schlafen schien, was er eigentlich nie haben wollte. Wir waren 10 Minuten nach unserer Ankunft wieder aus dem Mausoleum raus - wir schätzen, das war Weltrekordzeit, denn als wir später den Park verließen, schlängelten sich die Menschenmassen wirklich kilometerlang um die ganze Anlage und durch die Innenstadt, so dass niemand mehr den Anfang fand und zwischen unzähligen Bussen ein wenig Chaos herrschte... Ein Besuch bei Onkel Ho scheint für die meisten Vietnamesen ein gelungener Ferienbeginn zu sein :)
Nach dem Besuch im Mausoleum sind wir als einzige westliche Touristen noch zwischen Strömen von asiatischen Gruppen durch die Parkanlage mit dem Wohnhaus, dem Präsidentenpalast und zu seiner morgendlichen "Mango-Workout-Street" gelaufen. Krönender Abschluss des Ho-Chi Minh Hypes war das etwas DDR-mäßige, kolossale Museum, wo man alles über die Ideologie, seine langjährige Freundschaft zu Russland und die Errungenschaften der Vietnamesen durch Ho-Chi Minh erfahren hat. Nach diesem etwas bizarren Museum sind uns draußen beim Anblick der ewigen Schlangen und des Verkehrs fast die Augen ausgefallen und wir fühlen uns heute als Glückspilze von Hanoi :)


Fast wie gephotoshopt - wir vorm ehemaligen Präsidentenpalast

Das Ho-Chi Minh Mausoleum
Ein Teil der unendlich langen Warteschlange vorm Ho-Chi Minh Mausoleum, die wir überspringen konnten

Ein paar weitere Fotos von Hanoi gibt es hier:


Und auch im Album von Hoi An sind einige neue Fotos:

http://www.flickr.com/photos/walkabout-hannicloud/9332594594/in/set-72157634593771698

Wir können gar nicht glauben, dass es übermorgen in den Flieger nach Deutschland geht!!!
Wir freuen uns auf euch alle und genießen bis dahin den Wahnsinn von Hanoi :)

Allen einen schönen sonnigen Sonntag in der Heimat wünschen Hanni und Cloudy!


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