Freitag, 17. Mai 2013

Borneo - Mulu & Kuching


Mit einer kleinen Propellermaschine sind wir nach kurzem Zwischenstopp in Miri nach Mulu inmitten in den Dschungel, zu den größten Höhlen der Welt geflogen. Der Blick über die Weiten des Regenwaldes aus der Luft war toll und bald darauf standen wir mitten im Nichts bei 40 tropisch-feuchten Grad und haben nach einer Unterkunft außerhalb des überteuerten Nationalparks geschaut,  die bezahlbar und noch nicht voll ist - unser Dschungelcamp konnte beginnen:)
Am Ende sind wir in einem "Homestay" bei einer Fischerfamilie gelandet, deren Unterbringung selbst kühne Bolivien-Erfahrungen in Sachen "Komfort" getoppt hat, aber trotz allem war es auch mit 3 Stunden Strom am Abend und selbst fehlendem Ventilator toll, wenn morgens bei sengender Hitze alle unterm Haus saßen und Fischernetze in der Hängematte geknüpft haben - so schön nicht touristisch! 
Euphorisch und in Anbetracht unserer kurzen Zeit in Mulu ging es nachmittags direkt durch den Dschungel zum 3.5km entfernten Ausgang der Deer Cave - die berühmte Höhle aus der BBC Doku Planet Earth, wo sie das Naturschauspiel gefilmt haben, wie täglich Millionen von Fledermäusen in der Dämmerung aus der Höhle auf Nahrungssuche fliegen. Trotz traumhaften Wetters schienen allerdings nicht mal 100.000 von den Millionen hungrig zu sein und so haben wir uns an den Fledermäusen, die auf dem nächtlichen Rückweg ganz nah um uns herum gesaust sind, erfreut. Die Auswahl des Essens mitten im Nichts war entsprechend der Lage und die 500. Portion Nasi oder Mee Goreng kam uns zu den Ohren raus, Magenprobleme gab‘s immer noch für mich gratis dazu :)
Am nächsten Morgen sind wir mit dem Langboot durch den Dschungel und haben zuerst in einem kleinen Dorf des Penan-Stammes angelegt. Seit ein paar Jahrzehnten wurden selbst diese entlegenen, vorher nomadisch lebenden Stämme missioniert, so dass sie nun in kleinen Dörfern entlang des Flusses sesshaft geworden sind und ihren animistischen Glauben mit 90% Christentum gemixt bekommen haben. Wir durften das Blasrohr (blowpipe), die alte Jagdwaffe der Penan, ausprobieren, wobei man kleine Pfeile mit Gift des Upas Baumes an der Spitze aus einem Rohr pusten muss. Damit werden die Tiere betäubt und können dann leichter erlegt werden. Wir haben uns beide gut angestellt, allerdings ist die Kraft und Geschwindigkeit der Pfeile von den Einwohnern eine ganz andere :) Weiter ging es mit dem Boot zur Höhle des Windes (Cave of the Winds), zur Lady‘s Cave und zuletzt haben wir die Clearwater Cave erklommen und durchwandert. Wer hofft, dass es wenigstens in den Höhlen schön kühl ist, der irrt, es war fast genauso heiß, nur noch feuchter und wir haben auf unserer gesamten Reise noch nicht so viel geschwitzt wie hier in Borneo. Die Ausmaße dieser gigantischen Höhlen und besonders ihre einmaligen Stalaktiten, -miten und sonstigen Wüchsen in alle Richtungen mit beeindruckender Schönheit waren das "Klima" wert und auch wenn wir lernen mussten, dass Höhlenfotografie ein Oxymeron ist, so hoffen wir, dass wir zumindest einen Funken der atemberaubenden Höhlen einfangen konnten.
Nach all den Stufen und Wegen durch die Höhlen ähnelte die Abkühlung im Fluss danach einer Wiedergeburt… Nachmittags ging‘s dann auf Tour Nr. 2, zusammen mit unserer Führerin Haidi haben wir erst die Flora und Fauna des Dschungels und später die größte Höhle der Welt bestaunt. Auf dem Marsch zu den Höhlen haben wir soviel über die heimischen Tiere, aber auch über die vielen verschiedenen Stämme gelernt, so sprechen hier alle sehr viele, teils extrem komplizierte Sprachen von den verschiedenen Stämmen, weil z.B. der Papa aus einem anderen kommt als die Mutter oder der Cousin oder die Oma, usw. … So kommt es, dass Heidi fast jeden in einer anderen Sprache anspricht, dazu kommt noch Malay, Chinesisch und Englisch, wirklich beeindruckend! Nach der Tour durch die Lang-Höhle ging es endlich in die Deer Cave hinein - die größte Höhlenpassage der Welt und sowohl deren Höhe als auch Länge konnten wir in keinem Bild fassen - Wahnsinn! An der Decke hingen dann auch die Millionen von Fledermäusen in riesigen schwarzen Flecken und bis zum anderen Ausgang der Höhle (Der Garten Eden genannt) ist dementsprechend der Boden mit Tonnen (unübertrieben) von Guana (Fledermauskacke) inklusive davon angezogene Insekten überdeckt. Die Tierwelt in der Höhle ist auch einzigartig, aber nachdem wir einmal durchgelaufen sind, hatten wir wortwörtlich "die Nase voll" vom Guyana-Gestank :) Es war auch wieder Zeit für den "Dschungel-Fernsehabend", so haben wir vom Fledermaus-Amphitheater wieder mit vielen anderen wie die Deppen für Stunden auf den schwarzen Höhlenausgang gestarrt, voller Hoffnung, dass nun die Schwärme von Fledermäusen endlich rausfliegen, aber auch diesmal hat sie das nicht die Bohne interessiert. Die folgenden Geschichten von Touristen und Guides, warum keine rausgeflogen kamen, waren zumindest sehr unterhaltsam und als allerletzte haben wir allein mit Haidi in der Dunkelheit gesessen und alle telepathischen Kräfte angestrengt, aber mussten dann auch irgendwann abbrechen, sonst hätte es kein Mee Goren mehr gegeben :D Trotz allem hat sich der Ausflug nach Mulu mehr als gelohnt und am nächsten Tag haben wir uns recht geschafft nur noch in den Fluss gelegt, bis es mit dem Propeller-Flieger in den Süden nach Kuching ging.
Seit zwei Tagen stellen wir uns nun hier der Tropenhitze, um endlich meinen Affentraum zu erfüllen und um mehr über die Stämme Borneos zu lernen (bevor die Engländer, Holländer und Japaner kamen)… So ging es gestern mit dem Bus zum Semenggoh Wildlife Rehabilitation Center, wo wir Orangutans im Dschungel sehen konnten! Wir hatten Glück, dass momentan nicht genug Früchte im Wald verfügbar sind, so dass wirklich viele Affen in die Nähe der Fütterungsplattform gekommen sind und vom Baby bis zum "Alpha-Tier" haben wir alle sehen können! Leider war es so heiß, dass meine Brille und die Kamera dauerhaft beschlagen waren, aber trotzdem habe ich mich besonders gefreut, all die süßen Orangutans einmal in freier Wildbahn so nah zu sehen. 
Nachmittags sind wir auf die Halbinsel Damai, um dort in einem Freilichtmuseum die für Borneos Ureinwohner so typischen Langhäuser sowie all ihre Traditionen näher kennenzulernen. Das Museum war toll gemacht, man konnte in die verschiedenen Langhäuser rein, dort Einheimischen beim Kochen, Tanzen, etc. zusehen und es gab eine Show mit den traditionellen Tänzen der verschiedenen Stammesgruppen. Vertiefen konnten wir das heute noch im ethnologischen Sarwak-Museum hier in Kuching, wo wir zudem viel über die Geschichte Borneos gelernt haben und über die Tradition der Schrumpfköpfe - es ist so toll, wie sich das Weltbild beim Reisen erweitert und was wir alles Neues fernab unseres westlichen Lebens lernen!
Gestern Abend waren wir auf dem TopSpot FoodCourt von Kuching - wahrlich ein einmaliges Erlebnis! Auf dem Deck eines Parkhauses war quasi ein riesiges Outdoor-Restaurant mit vielen kleinen Ständen wie auf einem Nightmarket und jegliche Form von Seafood wurde frisch zubereitet. Wir haben lange nicht so lecker gegessen und uns an Oysterpfannkuchen oder Tigerprawns den Bauch vollgeschlagen
Gerade bei dem Wetter und auch bei all den vielen Reisewegen, die wir selbst organisieren, ist es oft allerdings auch sehr sehr anstrengend - nach Monaten auf Achse träumen wir oft von einem Käsebrot oder einem "vernünftigen" Kleidungsstück, Bett, Magen, Wetter, Toilette, Musik, etc. :) Aber wir haben uns und all diese einmaligen Erlebnisse!
Heute ist unser Dschungel-Camp erst einmal vorüber, denn wir fliegen gleich nach Singapur, wo wir uns schon freuen, Jule zu treffen! :)
Es grüßen aus dem schönen und nicht so von Backpackern überrannten Borneo Hanni und Cloudy, die gern einen süßen Orangutan mit nach Hause nehmen möchte!

Hier die Fotos von Mulu und Kuching:

http://www.flickr.com/photos/walkabout-hannicloud/8740327611/in/set-72157633461886019

Orangutan im Semenggoh Rehabilitation Center

Sarawak Cultural Village

Typisches Longhouse der Orang Ulu
Top Spot Food Court in Kuching

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