Mittwoch, 30. Januar 2013

Insel Chiloé

Heute sind wir nach 3 Tagen auf der wunderschönen Insel Chiloé noch einmal für zwei Nächte in unser Hostel in Puerto Varas zurückgekehrt. Wir hatten uns zusammen mit einem Franzosen ein Auto gemietet und sind am Sonntag ca. 100km südlich von hier mit der Fähre auf die Insel Chiloé übergesetzt. Während der Überfahrt haben uns Seehunden und Pinguine begleitet und in der ersten Stadt (Ancud) im Norden der Insel haben wir an einer kleinen Fischeranlegestelle gehalten, um das Nationalgericht der Insel ("Curanto") zu probieren, welches direkt am Wasser zubereitet wurde. Curanto wird im Feuer unter den Blättern der Nalca-Pflanze (sieht aus wie Bärenklau) auf der Erde gedünstet und besteht aus verschiedenen Muscheln, Hühnchen und etwas Kartoffelartigem, was alles zusammen in einem Netz geräuchert und serviert wird (siehe Fotos, sehr schwer zu beschreiben oder zu vergleichen). Ich fand den Geschmack der getrockneten und räuchernden riesigen Nalca-Blätter in allem sehr hervorstechend, allerdings hat das Hanni in Sachen "cuisine experimentelle" bei weitem noch übertroffen, als er den wabberigen, orangen, salzigen Inhalt einer geräucherten Koralle (oder eines anderen undefinierbaren Meerestieres, man weiß es nicht ;) vom Nachbartisch probiert hat. Es hätte auch ein riesiges Herz sein können, wir haben es nicht herausbekommen, allerdings ist es nach einigen Grimassen und nach Geschmunzel der Tischnachbarn heimlich wieder im Meer gelandet :)
Die Austern, von denen es hier ganz viele gibt, haben wir dann direkt ein Stück weiter im Norden der Insel probiert, sie waren auch ganz frisch vom Austernfischer, dennoch haben wir unsere nach den ersten Kostproben gern an unseren Franzosen ("die essen ja alles, haha") abgetreten, da die Austern, obwohl kulinarischer Delikatesse, geschmacklich nicht ganz unser Fall waren. 
Weiter ging es an einsamer, nebliger Küste mit dem Auto am Strand und durch bergige, faszinierende Landschaft, die oftmals an eine Mischung aus Irland und Österreich erinnert hat, in der jedes chilenische Farmhaus mit den bunten Alercen-Holzschindeln ein Fotomotiv dargestellt hat. Nach einer offroad-mäßigen Fahrt sind wir in der Agrotourismus-Farm in Chepu angekommen, wo wir die Nacht inmitten einer mystischen und nebligen Landschaft verbracht haben, die uns an die Zeit der Dinosaurier erinnert hat (also nicht, dass wir da gewesen wären, aber so stellen wir sie uns vor ;). Aufgrund eines extrem starken Erdbebens 1960 haben sich in diesem Gebiet gesamte Wälder abgesenkt, zugleich Seen und Flüsse gebildet, die allerdings aus Salzwasser bestehen und somit alle Natur darin abgetötet haben. Am nächsten Tag ging's weiter in die Inselhauptstadt Castro mit der berühmten gelben Kirche und den Häusern auf Stelzen am Wasser. Die gesamte Insel lebt eigentlich von der Fischerei, die Menschen lachen viel und sind so freundlich und gelassen, während die Zeit hier oft noch ein bisschen stehen geblieben ist. Leider wurde die Region neben den starken Erdbeben von mehreren schlimmen Fischepidemien heimgesucht und die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch.
Nach einer Fahrt zum Nationalpark Chiloé sind wir von Cucao bis ans Meer gelaufen und haben an einem muschelübersäten, 20 km langen Strand des Pazifiks den Nachmittag bei herrlichem Wetter verbracht. Die Insel ist eigentlich total regenreich und wir Glückspilze hatten nur Sonnenschein während der 3 Tage :) Abends haben wir noch im See gefischt und am nächsten Tag ging es an die Südspitze der Insel, wo der erste Schnaps Südamerikas gebrannt wurde und wo die lange Panamericana endet. Wir haben es also zumindest bis zu einem Ende geschafft! :)
Eingedeckt mit Würstchen & Co. haben wir uns auf den mühsamen Weg zum Nationalpark Tantauco gemacht, der (abgesehen von den mal wieder unzähligen Bremsen, die hier im Januar sind) wunderschön aussah. Leider kamen wir nur die 20km Holperpiste bis zum Eingang, weiter hätte es unser kleiner VW ohne 4x4 wohl nicht unbeschadet gemacht und wir mussten mit unserer Wurst-Camper-Ausrüstung den Rückweg antreten. Mit der Walbeobachtung hat es hier im Süden auch nicht geklappt, weil die Chilenen noch immer keine richtigen Touren anbieten können und keine Boote haben die einer Walflosse auch standhalten würden und ansonsten wollten sie lächerliche 250 Euro pro Person, ohne Garantie auf 'nen Fisch, pfff :) Daher ging es wieder etwas gen Norden, an die Ostküste, die wir als einziges nicht erkundet haben und wir haben den letzten Abend im wunderschönen Fischerdorf Ténaun verbracht, wo man sich fast wie in einem Freilichtmuseum gefühlt hat und deren kleine, blaue Kirche eine der vielen auf der Insel vom Unesco Weltkulturerbe ist. Nach einem leuchtenden Sonnenuntergang mit Dosenbier gab's leckeren Fisch vom Sohn der Familie, bei der wir gewohnt haben. Mit Sterneguggen im südlichen Nachthimmel ist unser schöner Aufenthalt in Chiloé ausgeklungen und heute Morgen ging es mit der Fähre zurück aufs Festland. Nun haben wir wieder Internet und Kontakt zur "modernen Welt" und uns total über die lieben Nachrichten aus der Heimat gefreut! Wir denken ganz viel an euch im winterlichen Norden und die Mails und Nachrichten sind so weit von zu Hause entfernt immer eine ganz besondere Freude! 

Hier der Link zu den Fotos aus Chiloé:

http://www.flickr.com/photos/walkabout-hannicloud/8430424183/in/set-72157632654326004

Hier noch ein paar Fotos von einem Ausflug zu den Wasserfällen im Nationalpark Vincente Perez Rosales vor unserer Fahrt nach Chiloé:

http://www.flickr.com/photos/walkabout-hannicloud/8430446327/in/set-72157632613709572





Austernfischer in einem kleinen Dorf auf Chiloé

Der Hafen von Ténaun mit Blick auf einen Vulkan auf dem Festland in der Abendsonne

Sternenhimmel auf der Südhalbkugel (Orion über uns)

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