Mittwoch, 10. April 2013

Australien Agnes Water - Ingham


Nach vielen verschiedenen Nationalparks, einem Oster-Outback-Abstecher sowie einem Trip zum Great Barrier Reef melden wir uns nun ein ganzes Stück weiter nördlich aus Australien zurück. Die letzten Erlebnisse ab Agnes Water bis Ingham nun hier als Reisebericht (leider ist Internet hier fast so selten wie Schnitzel mit Mischgemüse oder Häuser aus Stein, daher können wir ihn nur verzögert hochladen):

Am Strand von Agnes Water ist Hanni noch einmal surfen gewesen und seine zwei Groupies (d.h. natürlich Bibi & ich) standen jubelnd mit Paparazzi-Kamera am Strand, als er das erste Mal auf dem Board stand und eine Welle geritten ist - ein schöner Abschied von unserem Surfboard, da man nördlicher von Agnes Waters aufgrund der Nesselquallen nicht mehr ins Wasser kann.


Nach so viel Strand und Meer wollten wir gern noch einmal das für Australien so typische Outback erleben und sind weg von der Küste für ein paar hundert Kilometer gen Westen bis zum Carnavor Nationalpark gefahren. Auf den endlosen, schnurgeraden Straßen durch die weite Buschlandschaft mit den kleinen Städten, großen Rinderfarmen und Minen-Orten begegnet einem kaum ein Auto, dafür haben wir eine 2m lange Schlange auf der Straße gesehen. Der abgelegene Carnavor Nationalpark ist ein subtropischer Wald entlang einer 10km langen Schlucht mit hohen Sandsteinfelsen und unzähligen Palmen und Eukalyptusbäumen. Mit unserer Glückssträhne hatte wieder einmal eine Familie kurz vor unserer Ankunft ihren Campingplatz storniert und so haben wir inmitten des Nationalparks den letzten der wenigen Campingstellplätze ergattert. Nach einem erfrischenden Bad im "Rockpool" gab's abends zur Einstimmung auf die große Wanderung am nächsten Tag eine Diashow von einem Ranger über die Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark (wobei eine handgroße Huntsman Spinne immer mal erstaunlich schnell über die Leinwand gelaufen ist). Am nächsten Morgen ging es kurz nach der Dämmerung auf den weiten Weg einmal durch die gesamte Schlucht und auf dem Rückweg an allen Abzweigungen zu besonderen Felsmalereien der Aboriginies oder zu besonderen Felsformationen wie dem Amphitheater, Canyons oder einem Moosgarten am Fels. Während der 25km haben wir 42 mal den Fluss überqueren müssen - beim Steinespringen sind besonders meine Füße irgendwann nicht mehr trocken geblieben… Die Aboriginie-Malereien stellten vor allem Emu-Eier, Boomarangs und Handabdrücke (jeder Aboriginie auf "walkabout" darf bei Ankunft seine Hand am Fels verewigen)  dar. Die angemischte rote Farbe wurde dabei u.a. mit dem Mund auf die Wand gespritzt. Die Schlucht wurde von Aboriginies seit weit über zehntausend Jahren bewohnt und so sehr der Naturschutz des Staates hier zu loben ist, so unfassbar ist es doch für uns oft, dass sie nun seit 150 Jahren einfach komplett verdrängt wurden und evtl. noch in weit entfernten, kleinen Reservaten leben…



Zu Ostern gab's ein besonderes Highlight - wir waren nach Wochen wieder einmal in einem Restaurant und haben uns in der Nationalpark-Lodge ein Steak mit dem Ostergeld von Oma und Opa schmecken lassen (Danke, es war köstlich!). Während der zwei Tage dort haben wir uns einmal wieder an der australischen Tierwelt erfreut - Hanni hat früh morgens boxende Kängurus gesehen, neben vielen Wallabies haben wir Babies im Kängurubeutel beobachtet (einmal das Gesicht, meist guggt aber nur der Schwanz raus), ein Kiddna, Kakadus und viele verschiedene Papageien-Arten. Auch die schreienden Kookabarus (lachender Hans) haben uns zusammen mit den alles andere als singenden Kakadus wie fast überall mit ihrem … man muss schon sagen Gebrüll…  die ersten Morgenstunden "versüßt".
Am Ostersonntag ging es den langen Weg wieder zurück an die Küste - nach Rockhampton, der "Fleischhauptstadt" Australiens. In einem richtig urigen Bush-Inn, quasi ein australischer Diner, haben Hanni und ich 1 Kilo Steak verdrückt (zusammen wohlgemerkt). Wir haben am nächsten Tag den südlichen Wendekreis in Rockhampton überschritten und sind damit offiziell in den Tropen angekommen. Bei einem schweißtreibenden Besuch im kostenlosen Zoo im botanischen Garten haben wir u.a. Cassowayas (fast ausgestorbene Kasuar, ein Riesenvögel, wo das Männchen die Eier ausbrütet und die Jungen großzieht) und Wombats gesehen.


An der malerischen Küste mit kurzem Stopp in einer Krokodilfarm ging es über Yeppon in den Byfield Nationalpark. An einem entlegenen Fluss konnte man wunderschön campen und wir hatten ein tolles Lagerfeuer und eisgekühlte Drinks zur Feier des Tages. Am nächsten Morgen haben wir an diesem paradiesischen Ort baden können und sind zum Glück keinem "stone fish" in die Quere gekommen (mal wieder eine recht tödliche Spezie hier vor Ort). Bei der Campingkontrolle hat uns am Morgen der Ranger doch nicht etwa das an unserem Auto zum Verkauf ausgeschriebene Surfboard gekauft - die Übergabe fand dann am Ausgang des Nationalparks statt, eine herrliche Szene und er war happy über den Preis, wir genauso, da wir es für 50$ mehr ver- als gekauft bekommen haben :) Gut gelaunt ging es in eine Töpferei in mitten im Wald, wo 2 Töpfer seit 30 Jahren auf einem wunderschönen Grundstück tolle Sachen herstellen - super Inspirationen für Hanni!
Die Nacht haben wir auf einem kostenlosen Campingplatz unter strahlendem Sternenhimmel in St. Lawrence verbracht und während wir uns ein bisschen wie in der Weite Kenias gefühlt haben, haben wir abends einen riesigen, lachenden grünen Frosch (der hinten auch irgendwie was rauspritzen kann, sicher giftig, haha) und einen eulenartigen Vogel gesehen, von wir lange nicht wussten, was für einer das wohl war (Foto zum Mitraten bei Flickr, ansonsten hier die Lösung: Frogmouth).


Leider hatte ich über Nacht geschwollene Elefantenfüße bekommen und wir mussten in Mackay auf der Weiterfahrt bei einem Arzt anhalten, der mir Antibiotika gegen die Infektion verschrieben hat - im Byfield Nationalpark haben mich links und rechts Bremsen blutig gestochen und noch schön Bakterien hinzugefügt, meinem Füßen ging es ähnlich wie Helge bei unserer Abreise. Aber nun kann ich dank der Medikamente auch wieder nen Flipflop anziehen, alles wieder gut, nur noch Einschusslöcher da ;)
Von Mackay aus ging es mal wieder auf Empfehlung Einheimischer in einen Nationalpark, dessen subtropischer Regenwald von den Aboriginies auch "Land der Wolken" genannt wird. Nach einem kurvigen Aufstieg bis nach Eungella wurde es auch einmal wieder etwas erfrischender, d.h. weniger heiß und auf gut Glück sind wir direkt zum Broken River gefahren, einer der wenigen Orte in Australien, wo man mit viel Glück Schnabeltiere sehen kann. Eigentlich zeigen sich diese seltenen und scheuen Tiere nur zur Dämmerung und viele vor uns waren schon oft erfolglos hier, aber wir hatten Glück, haben wir direkt welche gesehen und konnten ein Schnabeltier über 20 Minuten im Fluss zusammen mit Schildkröten und dicken Aalen in der Sonne beobachten. Der "platypus" ist wirklich ein sehr einzigartiges Tier, einer von zwei Säugetierarten, die Eier legen, aber auch säugen, er ist fast blind und lokalisiert sein Abendessen mit speziellen Rezeptoren im Schnabel, die elektrische Ströme der Muskelbewegungen seiner Beute registrieren. Auch wenn die Weibchen 20m lange Gänge graben, um ihre Jungen geschützter aufzuziehen, so gibt es in Australien, dem einzigen Ort, wo sie überhaupt vorkommen, nur sehr wenige von ihnen. Nach ca. 200 euphorischen Paparazzi-Fotos dieses Naturschauspiels haben wir auf einem einsamen Campingplatz (Credition Hall) abends ein schönes Feuer machen können. Hanni ist noch einmal über 15 Kilometer zurück gefahren, um abends mit dem NDR ein Radiointerview zu machen und wurde während des Gesprächs im Stockdunkeln von einem Opossum "gefüßelt", während wir die gefühlten 1000 Schnabeltierbilder am Feuer aussortiert haben.


Um vor Bibi's Abreisedatum noch einmal das Great Barrier Reef zu sehen, sind wir noch ein Stück nördlicher nach Airlie Beach gefahren, von wo die Touren zu den Whitsunday Islands starten. Die heißen übrigens so, weil James Cook dachte, es wäre Pfingsten, als er sie hier entdeckt hat und der Sand hat einen so einmalig hohen Silizium-Gehalt (98 %), dass man damit seinen Silberschmuck putzen kann. Da noch immer Schul-Osterferien sind, waren leider alle Tagestouren ausgebucht und wir waren kurz davor, uns ganz doll zu ärgern, aber natürlich hatte mal wieder jemand für die "Poolnudel-Clowns" kurzfristig storniert und so ging es am nächsten Morgenrot mit unserem "Mantaray"-Boot in die aus 74 Inseln bestehende Inselgruppe. Auf der Hauptinsel haben wir nach über einer Stunde rauer Fahrt mit verdammt hohen Wellen gestoppt und sind über die Insel zum Whitehaven Beach gelaufen. Dieser berühmte und wirklich perfekte Strand mit türkis-grünem Wasser verlockt zum Baden, allerdings gibt es nun hier im Norden die gefährlichen Nesseltiere und Quallen, die einen in 20 Minuten töten können. Daher ging es dann später am Riff auch nur mit "wet suit" (Taucheranzug) ins Wasser, der zumindest 75% Schutz bietet. Meine Paranoia war trotzdem recht groß (= Füße, Hände, Kopf und Hals frei). Man sieht wirklich auch Quallen im Wasser, aber es soll ja über 300 und noch viele unbekannte Quallenarten hier geben, davon sind sicher nicht alle tödlich…:) Ich hab mich dann auf die schönen Fische und Korallen konzentriert und wir hatten wirklich 2 Stunden entspannt Zeit bekommen, um ausgiebig die Unterwasserwelt zu erkunden und bewundern. Das Wasser war nicht ganz so klar wie in Fiji (Luxus-Vergleich, aijaijai…), aber es gibt am Great Barrier Reef auch viele größere Fische zu sehen, deren Köpfe allein schon echt mächtig aussah. Zudem waren die vielen Papageien-Fische sehr hungrig und aufgeweckt. Kurzes Wortspiel zu "Poolnudel-Clown" am Rande: alle Schnorchler haben auf Wunsch Poolnudeln mit ins Wasser nehmen können, damit das Schnorcheln nicht so anstrengend ist. So schwammen nun um uns Leute mit ihren Poolnudeln, während sie unter Wasser Clown-Fische bewundert haben ;) 


Nach unserem Schnorchelabenteuer ging es am späten Nachmittag auf ebenso hohen Wellen wieder zurück ans Festland und wir sind noch abends wieder zurück in den Süden zum Eungella Nationalpark gefahren. Dort hat es nachts nach unserem "Restefeuer" vom vorherigen Aufenthalt angefangen zu regnen, wobei sich dieser starke Regen an der gesamten Küste für die folgenden Tage fortgesetzt hat (unsere ersten wirklichen Regentage auf der Reise!). Daher sind wir am nächsten Morgen auf einen "richtigen" Campingplatz nach Eungella umgezogen, um überdacht Hanni's Geburtstagsvorbereitungen nachgehen zu können. Heimlich war dabei recht schwierig, da sich der Geruch von ca. 50 Buletten ausgebreitet und neugierige/ hungrige Australier angezogen hat. Beim Auspacken der Kühlbox habe ich mich (mal wieder) erschrocken, als mich ein "Babykrokodil" aus nächster Nähe böse angeschaut hat - es wurde dann vom Campingplatzbesitzer als "tree gecko" identifiziert, aber die Augen und die Stacheln am Schwanz sahen wirklich eher "krokodil-" als "geckomäßig" aus. Nach vollbrachtem Buletteneinsatz ging es abends bei wirklich strömendem Regen zum "bull riding", wo wir in Hanni's Geburtstag reinfeierten. Nach ca. 500m Fußweg zum Rodeo waren wir bis auf die Unterwäsche nass und sind noch einmal zurück, um Wechselsachen zu holen. Auf dem "Bullen-Rodeo" mit country-Flair waren wir die einzigen Touristen - solche Erlebnisse, v.a. die Gespräche mit einheimischen Locals fern ab der Touri-Ströme genießen wir immer sehr, man kann dann auch mal seine ganzen Fragen, z.B. wie das denn bitte mit dem Aufwachsen im Beutel eines Kängurus genau funktionieren soll, loswerden :) Auf der Tanzfläche sind wir dann später mehr aufgefallen, wenn wir zwischen den gröhlenden Country-Fans keine Textsicherheit an den Tag gelegt haben. Das hat Hanni aber wieder gut kompensiert, als er zusammen mit den anderen "Cowboys" beim Tanzen die Hosen runtergelassen hat - scheinbar eine Modeerscheinung oder Tradition hier beim Feiern in Australien ;) Leider war der große Tanzspaß schon um halb zwölf zu Ende, so dass wir mit Wunderkerzen und australischem Ständchen in der überdachten Camp-Küche reingefeiert haben. Hanni sollte zu seinem Ehrentag mit ein paar schmerzlich vermissten Leckereien aus der Heimat verwöhnt werden und so gab's eine drei-gestöckige Buletten-Torte, auf der er alle Kerzen auf einmal ausgepustet hat! Im Camper gab es später noch die lieben Geburtstagsgrüße aus der Heimat, worüber er sich sehr gefreut hat!
Nach Reinfeierei und ein paar Stunden Schlaf sind wir morgens nach Mackay aufgebrochen, um Bibi zum Flughafen zu bringen, von wo es über Sydney und Peking wieder zurück nach Deutschland gehen wird. Wir hatten 3 wunderschöne und erlebnisreiche Wochen mit ihr und nach so langer Reise hab ich mich so gefreut, sie wieder zu sehen und die Geschichten von zu Hause zu hören. Nach dem Abschied und leckerem Geburtstagsfrühstück ging es bei Regen weiter bis nach Prosperine, wo wir Hanni's Geburtstag gemütlich verbracht haben. Das Auto musste die Nacht hinten zu bleiben, da der Campingplatz ein momentanes "Schlangenproblem" hat. So faszinierend die Tierwelt hier sein kann, so viele giftige und gefährliche Tiere jeglicher Art gibt es und bei so viel Zeit in der Natur ohne richtiges Dach über dem Kopf kommt man damit schneller in Berührung als einem lieb ist. Bis jetzt hatten wir aber immer Glück und auch wenn es im Norden ab nun mit Krokodilen & Co. nicht unbedingt besser wird, so sind wir optimistisch, dass uns manches Viehzeug nur nerven und nicht gefährden wird.
Vorgestern Abend haben wir im Paluma Nationalpark gecampt, wo oben an der Wand der Dusche eine handgroße Huntsman Spinne saß, bei deren Anblick auch jeder Nicht-Spinnenphobiker das Gruseln bekommen hätte. Nach einem kurzen "Wäschewasch-Stopp" in Townsville (wobei mal wieder nichts richtig sauber geworden ist, das ist besonders bei den Waschpreisen nach Monaten zum Haare raufen), haben wir gestern die südliche Spitze des zum Weltkulturerbe gehörenden Regenwaldes von Nord-Queensland erkundet. Wir sind auf einer "rock slide" den Fluss runter gerutscht, waren im "little crystal creek" zwischen kleinen Wasserfällen im Regenwald baden, haben mal wieder eine Töpferei besuchen können und auch wenn das Wetter noch immer verregnet ist, so war die Natur mal wieder wunderschön. Danach ging es weiter nach Ingham, wo wir kurz in den wetlands wandern waren, die auch Krokodile beherbergen. Unser eigentliches Ziel in Ingham war allerdings die von Aboriginies geführte Farm "Mungalla Station", wo wir hofften, endlich etwas mehr über deren Kultur zu erfahren. Da das Wetter leider nicht mitgespielt hat und wir hier die einzigen waren, wurde uns einfach ganz viel über die Kultur und Geschichte erzählt, deren traurige letzten 200 Jahre noch immer sehr präsent sind. Wir haben hier allerdings einen wundervollen Ort gefunden, wo Aboriginies versuchen, anderen Aboriginies neue Hoffnungen, Perspektiven, Träume und Aufgaben zu geben, um einen anderen Weg als die leider zu häufig verbreitete Flucht in Alkohol oder Drogen zu ermöglichen. 

Mit ganz vielen Eindrücken geht es nun weiter gen Norden, von wo wir uns hoffentlich bald wieder melden können! Liebste Grüße aus Mungalla, Hanni & Cloudy

Mungalla Station, Aboriginie Farm

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